Polnische Unternehmen hinken in Sachen Cybersicherheit weit hinterher. „Wir haben Waffen, wissen aber nicht, wie wir sie einsetzen sollen.“

- Wir beobachten deutliche geopolitische Spannungen und eine zunehmende Polarisierung in der Welt. Investitionen in Technologien, die Daten in Länder senden, die im Hinblick auf die politische Zusammenarbeit zweifelhaft sind, werfen in einer solchen Situation die Frage auf: Können wir sie wirklich sicher nutzen?, fragt sich Paweł Jurek von Dagma Ochrona IT in einem Interview mit WNP.
- Wie unser Gesprächspartner betont, verfügen wir im Land über qualitativ hochwertige Lösungen im Bereich polnischer Technologien.
- Einem Bericht von Dagma IT Security zufolge haben 52 % der Mitarbeiter polnischer Unternehmen und Institutionen in den letzten fünf Jahren an keiner Schulung zur Cybersicherheit teilgenommen.
Trotz des wachsenden Bewusstseins für digitale Bedrohungen und steigender Investitionen in moderne Schutzsysteme sind viele polnische Organisationen mit den grundlegenden Aspekten der Cybersicherheit immer noch überfordert . Ihnen fehlen nicht nur Werkzeuge, sondern vor allem Kompetenzen. Und es ist der Mensch, nicht die Maschine, der meist die erste Verteidigungslinie und gleichzeitig ihre größte Schwachstelle darstellt.
„Wir haben Waffen, aber wir wissen nicht, wie wir sie einsetzen sollen“, sagt Paweł Jurek, Geschäftsentwicklungsdirektor bei Dagma Ochrona IT, in einem Interview mit WNP.
Laut einem von Dagma gemeinsam mit Eset erstellten Bericht haben mehr als die Hälfte der Mitarbeiter polnischer Unternehmen und Institutionen in den letzten fünf Jahren an keiner Schulung zur Cybersicherheit teilgenommen. Dies ist ein alarmierendes Signal, insbesondere angesichts zunehmender Bedrohungen. Wichtig ist, dass auch 250 IT-Spezialisten an der Studie teilnahmen – was zeigt, dass selbst unter Fachleuten die Kompetenzen nicht immer auf dem erforderlichen Niveau sind.
„Wir haben Cybersicherheitslösungen gekauft, aber die notwendigen Kompetenzen für deren effektive Nutzung vergessen. Regelmäßige Schulungen sollten die Grundlage der Sicherheitspolitik in jeder Organisation sein, sowohl in öffentlichen als auch in privaten“, bemerkt Paweł Jurek.
Die beliebteste Form von Cyberangriffen bleibt PhishingEiner der am häufigsten genutzten Angriffsvektoren bleibt laut dem Experten die E-Mail. Kriminelle greifen nach wie vor gerne auf Phishing zurück, also auf Nachrichten mit schädlichen Links, über die sie sich Zugang zu Unternehmensystemen verschaffen.
„Wenn wir unser Wissen nicht auf dem neuesten Stand halten, vergisst jeder von uns mit der Zeit ganz natürlich einige Informationen. Das ist ein völlig verständlicher Prozess, insbesondere in einem sich so dynamisch verändernden Bereich wie der Cybersicherheit“, betont der Experte.
Die Folge solcher Angriffe kann beispielsweise die Installation von Ransomware sein, die Daten verschlüsselt und für die Entschlüsselung ein Lösegeld fordert.
„ Bei der Netzwerksicherheit geht es nicht nur um Firewalls und Antivirenprogramme. Es geht vor allem um Menschen , die Bedrohungen erkennen und wissen, wie sie darauf reagieren müssen“, fasst Paweł Jurek zusammen.
Die Nationalität der Technologie wird immer wichtigerWie der Experte anmerkt, geht es bei der Cybersicherheit nicht nur um technische und pädagogische Fragen. Angesichts geopolitischer Spannungen werde auch die Herkunft der eingesetzten Technologien immer wichtiger.
„Wir beobachten deutliche geopolitische Spannungen und eine zunehmende Polarisierung in der Welt. Investitionen in Technologien, die Daten in Länder senden, die im Hinblick auf die politische Zusammenarbeit zweifelhaft sind, werfen in einer solchen Situation die Frage auf: Können wir sie wirklich sicher nutzen?“, betont Paweł Jurek.
Zwar sei der heimische Markt für Cybersicherheitslösungen noch in der Entwicklung und biete nicht in jeder Kategorie eine vollwertige Alternative, doch stünden auf EU-Ebene – so der Experte – zahlreiche Tools zur Verfügung, die hohe Sicherheitsstandards erfüllten und gleichzeitig die Einhaltung der europäischen Datenschutzbestimmungen gewährleisteten.
„Was polnische Technologien betrifft, verfügen wir im Land über hochwertige Lösungen. Allerdings muss man zugeben, dass wir aufgrund der hohen Spezialisierung in diesem Bereich nicht immer nur auf einheimische Anbieter zurückgreifen können. Innerhalb der Europäischen Union gibt es jedoch viele Lösungen, die sowohl den technischen Anforderungen als auch den Sicherheitsstandards entsprechen“, betont Paweł Jurek.
wnp.pl